Daniel Schaler2 Comments

Von der Straßenbühne Aleppos in das Theater in der Josefstadt

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Von der Straßenbühne Aleppos in das Theater in der Josefstadt

Tamim Fattal(22), unter anderem bekannt aus dem Stück „Die Migrantigen“, kam 2016 als syrischer Flüchtling nach Wien. Schon in Aleppo führte er als Straßenkünstler selbstgeschriebene Stücke auf. In Österreich schaffte er den Aufstieg auf die große Bühne in der Josefstadt. Ich begleitete Tamim einen Tag, um einen Einblick in die Arbeit hinter dem Scheinwerferlicht zu bekommen.

„Ich wollte nicht ins Militär, auf gar keinen Fall töten! Es war eine klare Entscheidung.“, erklärte mir Tamim schon am Anfang unseres Tages, „Ich wollte Schauspieler werden, nichts anderes.“ Der syrischen Armee, des Machthabers Bashar al-Assad, beizutreten und in den Krieg zu ziehen, war für den Jungmimen keine Option.

Tamim bei Proben zu dem Stück “Dreck” in der Josefstadt.

Tamim bei Proben zu dem Stück “Dreck” in der Josefstadt.

Als er 2016 in Wien ankam, verbrachte er anfangs seine Zeit mit freiwilliger Arbeit für Hilfsorganisationen. „Was hätte ich anderes machen sollen, als zumindest die Hilfe zurückgeben, die auch ich empfangen hatte?“, führte er seine Gedanken aus. Ende 2016, nahm der talentierte Jungschauspieler bei einem Casting am Theater an der Wien teil und stand ab diesem Zeitpunkt endlich wieder auf der Bühne.

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2017 wechselte Tamim an das Theater in der Josefstadt und studiert im Moment ein Einpersonenstück von Robert Schneider ein. „Dreck“ heißt dieses Stück, es dreht sich alles um den Araber Sad, welcher durch den Verkauf von Rosen, sein Studium finanziert. In einem Monolog erzählt er von seiner Herkunft, seinen Erinnerungen, Träumen und seinen Hoffnungen.

Gemeinsam wird an den Szenen gearbeitet.

Gemeinsam wird an den Szenen gearbeitet.

„Ich bin ein sehr gefühlsbetonter Schauspieler.“, sagte mir Tamim, „Es kann sein, dass ich bei meinen Auftritten jedes mal etwas anders spiele.“ Wenn er zum Beispiel traurig sei, könne er das bei solchen Szenen gut nutzen und in seiner Rolle voll aufgehen, das gleiche gilt für jede andere Emotion, erklärte mir der Mime. „Auf der Bühne ein Stück zu inszenieren bedeutet viel Vorbereitung, viele Stunden und Wochen an Proben.“, führte der Akteur weiter aus.

Tamim mit Schauspielkollegin Gioia Osthoff (Theater in der Josefstadt) bei Dreharbeiten.

Tamim mit Schauspielkollegin Gioia Osthoff (Theater in der Josefstadt) bei Dreharbeiten.

Nach Ende seiner Probe ging es weiter, der Feierabend musste noch etwas warten. Ein Videodreh am Wiener Eislaufverein - eine Liebesgeschichte. Tamim, sowie der Charakter des Films, standen noch nie auf dem Eis, sein Date soll es ihm beibringen - Romantik. „Authentisch. Oder nicht?!“, so der Schauspieler, „Damit muss ich es nicht spielen, weil ich ja wirklich noch nie am Eis stand.“ Tamim stürzte, was zu erwarten war und zeriss sich die Hose. „Tja, so ist das halt, wenn man alles gibt“, lächelte er und machte sich wieder bereit für den nächsten Take.

v.l. Filmemacher Dennis Schlaghuber, Tamim Fattal, Gioia Osthoff.

v.l. Filmemacher Dennis Schlaghuber, Tamim Fattal, Gioia Osthoff.