Daniel SchalerComment

Tiroler Ausnahmezustand: Niddl, Galtür, Batman und ein Feuerwehreinsatz

Daniel SchalerComment
Tiroler Ausnahmezustand: Niddl, Galtür, Batman und ein Feuerwehreinsatz

Wien, Samstagmorgen, in aller Herrgottsfrüh: Ich taste mich aus dem Bett, noch halb in der Nacht. Kaffee in der einen, Kamera in der anderen Hand. Meine Verlobte Marjorie wirbelt schon durch die Wohnung – Kostüme packen, erste stimmliche Aufwärmübungen. Wir machen uns auf den Weg nach Galtür. Marge singt dort als Backgroundsängerin. Die Show: N!ddl – Tribute to Tina Turner. Schnell der letzte Schluck Kaffee, alles Gepäck in den Wagen – und los. Next Stop: Tirol.

Nach stundenlanger Fahrt über die Autobahn und befremdlich langer Wartezeit am Grenzübergang beim Deutschen Eck, tauchen am Horizont endlich die mächtigen Tiroler Alpen auf. Wir blinzeln müde und steuern die nächste Tankstelle an: Koffein-Nachschub. Tankstellenkaffee – sicher keine Feinkost, aber notwendig.

Abfahrt Pians/Paznaun/Ischgl. Fast da, denken wir. Rein ins Paznauntal. Ich fühle mich hinter dem Steuer meines 68-PS-Daihatsu Sirion, Baujahr 2010, wie Sebastian Loeb. Ich trete das Gaspedal bis in die Ölwanne. Vollgas. Höchstgeschwindigkeit bergauf: 82 km/h. Egal – die Strecke macht Spaß. Nach weiteren 30 Minuten endlich am Ziel: Galtür, Alpenromantik-Hotel Wirlerhof. Warum einige der größten Musiker Österreichs in Tirol aufspielen? Reini, der Ehemann des Hoteliers feiert seinen 59+ Geburtstag.

Die Musiker bauen schon auf. Zwischen alten Holzdecken und gemütlichem Alpenflair läuft alles wie bei alten Hasen: Instrumente werden ausgepackt, der Tontechniker checkt Kabel, Witze fliegen durch den Raum. Niddl holt frische Luft, lackiert in seelenruhiger Präzision nur vier Fingernägel - das muss reichen- stichelt, lacht und verteilt Umarmungen. Die Momente vor dem Gig – ein Ort zwischen Kabelsalat, Spannung, Lampenfieber und Energie.

Der Auftritt: Niddl und die Sängerinnen schlängeln sich durch die Menge auf die Bühne, als wäre die Hotellobby der Madison Square Garden. Die Band startet, der Sound vibriert im Trommelfell, und mit geschlossenen Augen glaubt man, Tina Turner rockt noch einmal live. Das Publikum? Après-Ski trifft Lack und Leder. Ein Batman jagt samt Oben-ohne-Robin durch die Reihen, Prosecco schwappt über Gläser, und die Musik wird vom ersten Akkord an zur Eskalation. Mein Finger löst immer wieder aus – die Kamera wird Teil der Party. Tische sind keine Tische mehr, sondern Tanzflächen. Für einen Moment ist Galtür keine Bergidylle, sondern Metropole.

Pause: Draußen zischt ein Feuerwerk in die kalte Hochgebirgsnacht. Ich drücke auf den Auslöser und denke: Tiroler Sommer fühlt sich wie Wiener Oktober an. Also zurück in die Wärme.

Zweiter Teil: Die Rede des Ehemanns läutet die nächste Eskalationsstufe ein. Das Jubelpaar tanzt auf den Tischen, Batman wirft sich einen Typen auf die Schultern.

Mitternachtseinlage: Ein Elektroauto entscheidet sich zur spontanen Selbstentzündung. Alarm, Sirene, die Feuerwehr rückt an wie eine mobile Aftershowparty. Die Band spielt im Takt des Alarms den letzten Song herunter. Souverän. Profis eben. Die Gäste stapeln sich im Freien, das Geburtstagskind begrüßt lachend den ersten Helfer – man kennt sich im Tal. Die Aufregung verfliegt so schnell wie sie kam.

Niddl grinst: „Ich hab mich gefühlt wie auf der Titanic.“ Danach: DJ bis vier Uhr früh. Party reloaded.

Fazit: Ein Wochenende voller Musik, Ausnahmezustand, Abenteuer, Spannung, Witz, Energie, Exzessen, Freude, Menschlichkeit, Eskalation, Heldenmut, etc. pp.

Und irgendwo tanzt Batman immer noch in meinem Kopf.

www.niddl.com